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Alpenlandschaften
von Fritz Engelhardt Willkommen zu der Ausstellung, die dem Bonner Landschaftsmaler Fritz Engelhardt gewidmet ist unter dem Motto: „Alpenportraits". Als Titel für seine Ölbilder und Aquarelle hätte ebenso „Alpenblick" oder „Die Schwerkraft der Berge" gepaßt. So nannte übrigens die Kunsthalle Wien in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Krems 1997/98 ein umfassendes Ausstellungsprojekt, dass den Themenbogen von der Romantik bis in die Gegenwart spannte. Dabei wurde anschaulich gemacht, dass nach 200 Jahren ästhetischer Eroberung des Gebirges die Alpen für viele bildende Künstler immer noch oder immer wieder eine Herausforderung darstellen, der sie heute mit unterschiedlichsten Ansätzen, Medien und Techniken begegnen. Fritz Engelhardt steht mit seiner Malerei also keineswegs auf einsamen Posten, und er gehört mit dem übertragenen Naturempfinden von Erhabenheit zu den zeitgenössischen „Romantikern". Biographisches Fritz Engelhardt, Jahrgang 1935, ist als Maler Autodidakt. Er kommt aus dem hessischen Korbach, wuchs naturverbunden auf, der Vater war Schriftsetzer. Seine Neigung zum Zeichnen und Malen wurde in der Schule früh erkannt und gefördert. Während der Berufsausbildung zum Schaufenstergestalter in Kassel zwischen 1951 und 1954 besuchte er die Werkkunstschule und arbeitete anschließend zwei Jahre in einer Werbeagentur. 1956 wird Engelhardt in Andernach Soldat bei der Bundeswehr, die ihn im selben Jahr auf einen Lehrgang nach Sonthofen schickt. Er sieht zum ersten Mal die Alpen und ist so beeindruckt und gefesselt, daß er von nun an jede Freizeit, Wochenenden und Ferien in den Alpen verbringt, Hochgebirgstouren unternimmt, und dabei aquarelliert und fotografiert. In den sechziger Jahren beginnt Engelhardt Gebirgslandschaften auch in Ölfarbe zu malen. Inzwischen ist die Hardthöhe sein Arbeitsplatz, er wohnt seit 1961 im Bonner Raum und seit 1982 in Bad Godesberg. Aquarellmalerei Nach seiner
Pensionierung 1988 widmet sich Engelhardt ausschließlich der Malerei,
belegt Kurse in Akt- und Porträtmalerei an der Volkshochschule Bonn.
1996 folgt seine erste Ausstellung von Aquarellen wie sie auch hier zu
sehen sind: in Nahsicht gerückte Gipfel, monumentale Blöcke, Kegel oder
Spitzen, deren Umrisse sich scharf gegen den Himmel absetzen und deren
Massigkeit lineare Pinselschwünge gliedern im wechselnden Rhythmus von
offen liegenden Gesteinsschichten. Ölgemälde aus dem Jahr 2000 In den großformatigen Ölbildern, die plötzlich und in dichter Folge im Jahr 2000 entstehen, wandelt sich die expressionistische Malweise der Aquarelle zu Stilisierung, und im Bildaufbau rücken die gewaltigen Bergspitzen häufiger in den Hintergrund. Vor ihnen staffeln sich dann in horizontaler Schichtung Gesteinsmassen, Felsgründe, zerklüftete Abhänge, Eiswüsten der Gletscher, Geröll. Manchmal bildet ein stillen Gewässer als spiegelnde Fläche den bildparallelen Vordergrund, einmal ein Grasband voller gelber Trollblumen. Die ganz breiten Querformate vermitteln panoramaartig den Eindruck der Weite, verbunden mit majestätischer Größe des Gebirges. Wichtig ist festzuhalten, dass bei der Übertragung der Bergnatur in stilisierte Formen und Strichführung die Topographie der jeweiligen Landschaft exakt gewahrt wird. Durch die Stilisierung des Formgefüges wird die Bergnatur von der realen Welt abgehoben, idealisiert. Unter Engelhardts benannten Vorbildern, allen voran der große Alpenmaler Edward Theodore Compton, kommt jetzt nach Giovanni Segantini Ferdinand Hodler eine Bedeutung zu. Bei Caspar David Friedrich interessiert ihn, wie er sagt, besonders „Das Eismeer", ein wahres Gebirge aus gewaltigen Eisschollen, das durch die bizarren türkisfarbenen Formen vor dunkelblauem Himmel suggestive Wirkung entfaltet. Magie und Erhabenheit Engelhardts
großformatige Alpenlandschaften erreichen durch Stilisierung und eine
starke Farbigkeit magischen Charakter.
Von kristallklarer dünner Höhenluft durchweht, zeigen sie meist einen
lupenreinen klaren Himmel, gegen dessen kräftigen oder tiefes Blau sich
die Konturen der Bergspitzen und Kämme in gleißendem Schneeweiß oder
intensivem Blaugrau oder leuchtendem Braun-Orange absetzen. Malweise und Farben Betrachtet man
die Ölbilder ganz aus der Nähe, schwindet ihr Stillebencharakter, und
die Strukturen der wie gebannten regungslosen Natur entpuppen sich zu
wildbewegten, dichten, sich überlagernden spontan gemalten
Pinselschwüngen, die gleich Feldlinien in einem magnetischen Feld einer
Richtung folgen. Der weite Weg zum Bild Der Entstehung
eines Staffeleibildes im Atelier geht der unmittelbare zündende
Natureindruck voraus. Ehe Engelhardt zu einer Hochgebirgstour aufbricht
– manchmal angeregt durch Bilder im Fernsehen oder durch die Lektüre
eines Buches - , hat er Literatur, Führer und Karten der speziellen
Alpengegend, sei sie in Deutschland, der Schweiz, Italien oder Österreich
gelegen, studiert. Informationen gibt ihm auch der Alpenverein, dessen
Mitglied er natürlich ist.
In seinem Tourenrucksack, der im Keller immer griffbereit und vollkommen
fertig gepackt steht, stecken Skizzenblock, Aquarellfarben und ein
Fotoapparat. Auf den generalstabsmäßig geplanten Hochgebirgswanderungen
bevorzugt Engelhardt Routen, die der Sonne entgegenführen.
Sobald den scharfäugigen Beobachter der Natur dann ein Anblick, eine
Stimmung, ein bestimmtes Licht oder Motiv fesselt, hält er diesen
intensiven Eindruck fest und macht gelegentlich ein Foto.
Im Atelier wird dann aus den vielen Skizzen, die die Frische des packenden
Augenblicks bewahren und die empfundene Faszination zurückrufen können,
mit Sorgfalt das Bildmotiv ausgesucht, wobei ein Foto als
Gedächtnisstütze dient.
Der lange weite Weg des Vorbereitungsprozesses mündet jetzt in die von
Engelhardt mit großer Spannung erwartete entscheidende Phase seiner
Interpretation des Naturerlebnisses auf der Leinwand mit Ölfarbe. |
Autorin Elke Gennrich/Lehmann-Brauns
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© Fritz Engelhardt,
VG Bildkunst,
UR-Nr.: 116848